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Polina Tankilevitch

SALICYLATINTOLERANZ

Bei der Salicylsäureintoleranz (SI) handelt es sich NICHT um eine Allergie im eigentlichen Sinne, sondern um eine sogenannte Pseudoallergie gegenüber den Salzen der Salicylsäure, den Salicylaten.

Salicylsäure und ihre Salze sind Naturstoffe, die von Pflanzen gebildet werden, überwiegend in Blättern, Blüten und Wurzeln, um sich vor Schädlingen zu schützen. Diese Salicylate kommen vermehrt in Lebensmitteln, aber auch Medikamenten vor. Reagiert man auf die Salicyle in Lebensmitteln spricht man von einer Nahrungsmittelintoleranz, reagiert man hingegen auf Medikamente, spricht man von einer Schmerzmittelintoleranz oder ASS-Intoleranz, da gerade in Aspirin Salicylsäure in großen Mengen vorhanden ist.

Wie entsteht eine Salicylsäureintoleranz?

Im Mittelpunkt steht der sogenannte Arachidonsäure-Eikosanoid-Stoffwechsel. Bei der Salicylatintoleranz (Schmerzmittelintoleranz) liegt ein abnormes Reaktionsmuser auf an sich entzündungshemmende (COX-hemmende) Substanzen vor. Genauer gesagt ist es eine Störung im Arachidonsäure-Eikosanoid-Stoffwechsel. Hierbei handelt es sich um ein komplexes System, welches in nahezu allen Zellen (Organen) wichtige Vorgänge wie die Entzündunsreaktionen steuert. Hier liegt also eine Fehlreaktion auf die Salicylate vor, wo anstatt eine Entzündung gehemmt werden sollte, fälschlicherweise eine ausgelöst wird. Durch die überschießenden entzündlichen Reaktionen (zB. vermehrte Histaminausschüttung, Bildung von Leukotrienen, Prostaglandinen usw.) kommt es im Körper zu allergieähnlichen Symptomen wie zB.:

  • Rhinitis, Fließschnupfen, Asthma
  • Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria
  • Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel
  • Frieren, Kalter Schweiß
  • Hitzewallungen, Flush
  • unspezifische Symptome im Magen-Darm-Trakt (Blähungen, Durchfall/Verstopfung, Reizdarm,…)
  • und im schlimmsten Fall ein anaphylaktoider Schock (Kreislaufzusammenbruch)

Welche Lebensmittel enthalten Salicylsäure?

Da Salicylate hauptsächlich in den äußeren Schichten von Pflanzen vorkommen, also Wurzeln, Blättern und Blüten, liegt es auf der Hand, dass sehr viel Salicylsäure in der Haut oder Schale von Obst oder Gemüse zu finden ist. Aber auch Kräuter und Gewürze sind sehr salicylhältig. Um den Salicylgehalt in Lebensmitteln zu reduzieren ist es sinnvoll, sie vor der Zubereitung großzügig zu schälen und sie anschließend zu wässern. Weiters sollte man unbedingt beachten, dass sich Salicylate summieren! Sie vertragen vielleicht eine kleine Menge Olivenöl problemlos, wenn sie aber dann noch Endiviensalat und Kräuter dazugeben, könnten sie schon, je nach individueller Toleranzgrenze, Symptome verspüren. Hier ein kleiner Überblick, welche Lebensmittel problemlos möglich sein sollten (vorausgesetzt sie leiden „nur“ unter der SI und nicht noch an anderen Unverträglichkeiten)!, welche sie in kleinen Mengen ab und zu mal verzehren können und welche sie eher meiden sollten:

Lebensmittel in geringen Mengen unverträglich

  • Getreide: Weizen, Roggen, Gerste, Hirse, Hafer, Reis, Buchweizen, Popcorn, Mais
  • Gemüse: Grünkohl, Weißkohl, Sellerie, Fenchel, Lauch, Frühlingszwiebel, Kartoffeln (alte weiße Sorten geschält und evtl. gewässert), Eisberg Salat Steckrübe, Bambussprossen, Rosenkohl, Blumenkohl, Rotkohl, Knoblauch, Rote Beete, Frischer Spargel, Karotten, Kopfsalat, Speisekürbis, Pilze, Mangold, Pastinake, Süsskartoffel (weiß und gelb), Avocado, Brokkoli, Spinat, Aubergine, Zucchini, Endivie, Gurke, Paprika, Radieschen, Chili, Rettich, Brunnenkresse, Champignons, Maroni, Tomaten, Oliven
  • Hülsenfrüchte: Linsen, Bohnen, Sojabohnen, Grüne, Erbsen, Kichererbsen, Mungosprossen
  • Obst/Früchte: geschält Birnen, Apfel (Golden Delicious, Granny Smith), Pa- paya, Bananen, Honigmelone, Granatapfel, Mango, Maracuja, Kaki, Pflaumen (ohne Haut), Zitrone, Nektarine, Pfirsich, Wassermelone, Aprikosen, BEEREN!, Orange, Ananas, Datteln, Kirschen, Weintrauben, Zuckermelone
  • Fleisch/Fisch: Rind, Huhn, Leber, Garnele, Wurst, Lamm, Schwein, Lachs, Thunfisch, Jakobsmuschel
  • Milchprodukte OHNE ZUSÄTZE: Butter, Milder Käse, Milch, Joghurt, Mozzarella, Camembert, Blauschimmel, Milchprodukte mit Früchten oder Zusätzen
  • Samen und Nüsse: Mohn, Leinsamen, Chiasamen, Cashew, Kerne, Haselnuss, Pecannuss, Erdnuss, Walnuss, Sesam, Kokos, Sonnenblumenkerne, Paranuss, Macadamia, Nuss, Pinienkerne, Pistazie, Mandel, Erdnuss (mit Haut)
  • Öle und Fette: Butter, Rapsöl, Distelöl, Sojaöl, Sonnenblumenöl, Sonnenblumenöl, Sesamöl, Walnussöl, Maiskeimöl, Ghee, Kokosöl/fett, Palmöl, Olivenöl
  • Getränke: Koffeinfreier Kaffee, Milch, Wasser, Reismilch, Sojamilch, Birnensaft (selbstgemacht), Koffeinfreier Schwarztee, Kamillentee, Kräutertee (außer Pfefferminz), Birnensaft, Coca Cola, Limonade, Getreidekaffee, Pfefferminztee, Grüntee, Getränke mit Fruchtaromen Kaffee
  • Kräuter/Gewürze: Salz, Sojasauce, Safran, Petersilie, Schnittlauch, Basilikum, Kümmel, Fenchel (getrocknet), Koriander (frisch), Vanilleschote, Anis, Chayenne, Pfeffer, Curry, Dill, Zimt, Oregano, Paprika, Rosmarin, Thymian, Kurkuma, Fertigsaucen, und Fertiggewürze
  • Diverses: Eier, Weißer Zucker, Ahornsirup, Carob, Johannisbrotkernmehl, Kakao, Melasse, Rohzucker, Honig, Kaugummi, Marmeladen, Lakritze, Pfefferminze, Minzaroma, Glutamat, Benzoesäure, Konservierungsstoffe
  • Wichtig: Bei allen Lebensmitteln gilt: Konservierungsstoffe und Zusatzstoffe sind stark salicylhaltig. Auch verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren! Bei Konservendosen oder Milchprodukten immer auf die Zusätze achten! Betroffene reagieren aber meistens nicht nur auf die Lebensmittel, sondern auch auf Substanzen mit ähnlicher chemischer Struktur wie zum Beispiel Farb- und Konservierungsstoffe, Benzoaten, Aromen, Duftstoffe, Kosmetika und Körperpflegeprodukte und Medikamente. Medikamente, die viel Salicylsäure enthalten sind zum Beispiel pflanzliche Arzneimittel mit Zusätzen von Pfefferminze, Menthol, etc., aber insbesondere auch die sogenannten Cox-1 und Cox-2-Hemmer, die zu den nichtsterioidalen, antiinflammatorischen Antiphlogistika (NSAID) zählen, wie zum Beispiel: Dic- lofenac, Naproxen, Ibuprofen, Nimesulid, Celecoxib,usw.)

Ein paar Tipps für den Alltag, die man bei einer Salicylsäureintoleranz beachten sollte:

Um den Salicylsäuregehalt in Lebensmitteln so gering wie möglich zu halten, sollte man:

  • Obst und Gemüse großzügig schälen und evtl. über Nacht wässern.
  • Nur reifes Obst, Gemüse und Getreide verzehren.
  • Die äußeren Blätter von Salaten, Kohl, etc. entfernen.
  • Außerdem sollte man bei Reaktion eines Lebensmittels, dieses nicht sofort aus dem Speiseplan streichen, sondern beim nächsten Mal eine andere Sorte oder Zubereitungsart wählen und nochmals vorsichtig probieren.
  • Am wichtigsten ist aber, immer auf sein eigenes Gefühl zu hören! „Habe ich das Gefühl, dass ich ein Lebensmittel sowieso nicht vertragen werde, brauche ich es gar nicht zu testen, weil ich sicher darauf reagieren werde!“

• Im Alltag sollte man darauf achten, sämtliche Produkte, die Salicylsäure enthalten, also alles was Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Duftstoffe, etc. enthält, möglichst zu meiden. (Hierzu zählen vor allem Körperpflegeprodukte, Kosmetika, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel…)

Salicylsäure und Urtikaria

Da die Urtikaria bei der SI ein sehr weit verbreitetes Symptom ist, möchte ich hier ein bisschen näher darauf eingehen. Bei der Urtikaria oder auch „Nesselsucht“ genannt entstehen stark juckende Rötungen oder Quaddeln auf der Haut, die oft einer Brennnessel-Reaktion gleichen, daher auch der Name Nesselsucht.

Für die Urtikaria gibt es viele verschiedene Auslöser, die man in 4 Gruppen unterteilen kann:

1. Die Autoreaktive Urtikaria: hier findet sich eine Unverträglichkeit auf körpereigene Stoffe.

2. Die Infekt–Urtikaria: bei chronischen Infekten, wie z.B. chronische Halsentzündungen, Magen-Darm-Entzündungen, etc.

3. Die Intoleranz-Urtikaria: eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen in Lebensmitteln oder Medikamenten führt zu den oben genannten Symptomen. Hierzu gehört zum Beispiel die Salicylsäure in Obst, Gemüse, Aspirin, …).

4. Andere Auslöser: wie echte Allergien, Hitze, Kälte, Druck, Wasser, ….

Wie läuft so eine Reaktion nun ab?

Die Rötungen/Schwellungen der Haut und auch der starke Juckreiz werden durch den körpereigenen Botenstoff „HISTAMIN“ verursacht, der von den Mastzellen nach Kontakt mit dem jeweiligen Auslöser ausgeschüttet wird. Histamin verursacht in der Oberhaut einen massiven Juckreiz und führt durch austretendes Wasser aus den Blutgefäßen ins Gewebe zu Schwellungen, da durch Histamin die Blutgefäße durchgängiger werden. Eine besondere Form davon ist das sogenannte „Quincke-Ödem“.

Hierbei wird das Histamin nicht in der Oberhaut ausgeschüttet, sondern in der Unterhaut (Subkutis). Dort ist das Gewebe „lockerer“ und das austretende Wasser kann sich dadurch besser und großflächiger verteilen, was zu massiven Schwellungen führen kann, insbesondere an Augenlidern, am Mund, an den Genitalien, aber auch am Kehlkopf, was zum Glottisödem führen kann! Bei letzterem besteht durch die Schwellung der Schleimhäute am Kehlkopf akute Erstickungsgefahr!

Bildquellen

  • Polina Tankilevitch: Polina Tankilevitch

Ganzheitliche Ernährungsberaterin, kinderlieb, zieht Schildkröten auf, hat eine Luftburg in ihrem Garten stehen